Fragmente

Ein Buchgedanke*: Das unerwartet Fremde, das Schwierige und Beängstigende durch eine äußere Ordnung überleben lernen. – Ich höre. Diese ordnende Struktur kann nur Eigenkreation sein, was sonst.

Aus demselben Buch*: Solange es noch eine Anwesenheit gibt, bleibt Abwesenheit undenkbar. Erst später dann wird das Licht aus dem Hoffnungsraum in den Raum der Erinnerung getragen. Wobei es dort nur noch flackert. Überschattet vom nicht mehr seienden Hoffnungslicht.
Weise Gedanken über das Sterben.

Flughafentränen. Den Kindern wachsen Flügel. Wer hätte gedacht, dass auch ich welche brauche.
Welch vermessene Idee: Sie aus abgestreiften Häuten zu bauen.

Ein Netz. Ein Netz ist allemal gut. Ich knüpfe. Gelähmt durch Angst, antizipierte Trauer, Verzagtheit.
Eine Feiglingin bin ich, will ich herausschreien. Mich fügend und einpassend. Wem auch immer dies in all den Zeiten genützt hat.
Ein Netz für den Mut also. Ob „für“ hier die richtige Präposition ist, darüber dürfen andere streiten.

Was für eine verschlingende Traurigkeitsleere. Wer nimmt sie wahr? Ich trotte allein, immer hinter den anderen her, ich bin die letzte.

Und mitten durch das Gestrüpp blinkt eine Vision. Mein Leben wieder zu gestalten. Mich neu zu formen. In der Ferne ist alles hell. – Bislang dachte ich immer, „Licht und Liebe“ wäre nur eine Floskel.

Ich gehe los. Voller Fragen.

(* aus Esther Kinsky: Hain)

11 Kommentare

  1. Liebe Frau Rebis, dreimal habe ich jetzt deine Zeilen gelesen, ich kann nur absatzweise antworten, alles erschließt sich mir nicht, aber ich spüre die Schwere der Traurigkeit.
    Es war Rilke, der einst in einem Brief geschrieben hat -lebe in deine Fragen hinein (sinngemäß) – es ist so wichtig einfach loszugehen und die Fragen zu hören, dann wieder ziehen zu lassen, die Antworten kommen, wenn die Zeit dafür reif ist, da lässt sich nichts forcieren.
    Ein Netz für den Mut, ich sende dir einen Sack Mut das zu tun und zu sagen was jetzt dran ist, die anderen sind die anderen, du bist du, es ist dein Leben und es ist kurz! Entschuldige, wenn das jetzt ein bisschen barsch herüberkommen sollte, es ist so nicht gemeint, es hängt wohl mehr mit mir als mit dir zusammen.
    Letztens schrieb ich: wenn der Weg dort ist, wo die Angst ist, dann ist er auch dort, wo der Schmerz ist.
    Herzliebe Grüße sende ich dir
    Ulli

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    1. Liebste Ulli,
      eine Woche ist vergangen, ein paar Schritte weiter bin ich. Es ist ausgesprochen. Alles ist wund. Wir schleichen verhalten durchs Haus. Langsam, langsam geht es weiter. Mein Krafttier ist eben die Schnecke …
      Dieses Rilke-Zitat ist eines meiner liebsten: „eines Tages in die Antworten hineinwachsen …“
      Und nein, Deine Worte sind nicht barsch, sondern richtig. Darum bin ich jetzt – endlich – auf dem Weg.
      Herzliebe Grüße zu Dir zurück
      Frau Rebis

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      1. Liebste Frau Rebis, ich bin froh, dass alles ausgesprochen ist, alles Nichtausgesprochene wird von Tag zu Tag schwerer und liegt wie ein Fels auf der Seele. Sicherlich, danach ist es nicht gleich unweigerlich leichter, das erfahre ich ja gerade auch, dann heißt es weitergehen und durchs nächste Nadelöhr schlüpfen. Was das alles für Kraft kostet!
        Ich bin mit dir und denke täglich an dich,
        liebe Grüße
        Ulli

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    1. Danke, Du Liebe <3
      Im Moment ist alles schwer – mit hellen Momenten dazwischen – und ja, die wichtigsten Schritte gehen wir allein. Darüber haben wir gestern auch mit den Kindern gesprochen … Und jetzt gehen wir hier alle weiter …

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    1. Das Helle in der Ferne ist das, was mich hält und trägt. Diese Vision muss ich mir immer wieder vor Augen führen, sonst wäre das hier kaum auszuhalten …
      Danke für Deine Worte, auch die am anderen Ort (ich bin nur derzeit so langsam, wie gelähmt, da braucht jede Zeile und jede Antwort ewig …)
      Liebe Grüße
      Frau Rebis

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  2. Manchmal muss man vielleicht in die Ferne gehen, in das oft Ungewisse. Vielleicht aber ist es dort wirklich besser. Liebe Frau Rebis, deine Worte haben mich sehr berührt. Ich wünsche dir viel Mut auf all deinen Wegen.

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    1. Danke, Du Liebe. Das Ungewisse macht tatsächlich Angst. Aber wenn einem das Sichere, das Bisherige die Luft zum Atmen nimmt, dann … Danke für die Mutwünsche. Ich kann sie derzeit gut gebrauchen …

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