staunend

Das Staunen gehört zu den stärksten Kräften, die uns in die Wiege gelegt wurden. Und gleichzeitig ist es eine der schönsten Fähigkeiten, die es gibt.
(Erling Kagge)

Wie ich von strahlender Morgensonne an blauwildem Himmel geweckt werde,

und es auf der Terrasse warm und mild ist, fast wie an einem Frühlingsmorgen,

mit welch innerer Stille mich dieses Jahr an einem ersten Morgen empfängt und sanft in seine Arme nimmt,

wie ich ruhig und vorfreudig Schritt für Schritt durch diesen Tag gehe, obwohl er eine unerwartete und fast fordernde Begegnungsdichte bereithält,

wie mich Tochters Cellospiel – sie hat meine Celloschule stibitzt und spielt Lektion für Lektion durch – in mein Wachsen des vergangenen Jahres rückentführt (nicht nur am Cello ja), und ich tief beglückt zuhöre,

wie sich eine Herzensunruhe der vergangenen Tage allmählich in frohe Gelassenheit verwandelt,

wie wir der Gast(groß)familie des Sohnes begegnen, über alles und ihn sprechen, und es, obwohl wir uns vorher alle nicht kannten, ein rundum vertrauter Nachmittag wird,

wie ich ebendort von Gastmutter und Gasttante einige Dinge erfahre, über die mein Sohn mit mir nie sprach, und wie ich dies ohne eine Winzigkeit von Eifersucht wahrnehme, ja im Gegenteil riesig berührt bin, mit wie viel Vertrauen er diesen neuen Menschen in seinem Leben begegnet,

wie ich einen Nachmittag lang auf Italienisch kommuniziere und – hej – es geht!,

wie ich abends in großer Müdigkeit mehr schlecht als recht auf dem Cello kratze und mich dennoch nicht – wie so oft – darüber gräme,

wie sich die vielen kleinen Freuden des Tages, ja der vergangenen Tage in einem warmen Bauchkribbeln in mir ansammeln.

Wie viel dies ist. Ich staune, wie sehr dieser Tag vom Staunen getragen war, was aus der Stille eines Tages alles zu klingen vermag, .

Und Ihr, worüber habt Ihr heute gestaunt?

12 Kommentare

  1. Über diesen schönen Text! Danke dafür.
    Und wie oft in letzter Zeit über das Wunder der Liebe. Die nicht fragt, nicht zögert, sondern einfach ihren Weg geht.

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  2. Ich staune gerade über dein Sein, deine stille Freude, deine Begegnungen und wie du dich freust und grämen nicht vorkommt! Das alles freut mich sehr…
    Bei mir wiederum gab es wenig zum staunen, mehr zum grämen, aber manchmal ist es halt so rum, heute ist Putztag!
    Herzliche Grüße, Ulli

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    1. Ja, das sind so Momente, in denen man es selbst kaum glauben kann.
      Ein klein wenig Staunen kommt wohl morgen zu Dir – schrieb ich ja schon:) – und, naja, Aufräumen und Putzen schaffen manchmal wieder neuen Raum für neues Wirken …
      Sei herzensgegrüßt
      Frau Rebis

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    1. Im Alltag ist es tatsächlich manchmal schwierig, nicht einfach so durch seine Tage zu stolpern. Für mich sind solche Ruhezeiten wie derzeit darum so immens wichtig: Weil sie Bewusstwerdung ermöglichen, und manchmal lässt sich diese mit hinübernehmen, in schwierigere Tage.
      Liebe Grüße zu Dir zurück
      Frau Rebis

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