lichtspürig

Eine Kollegin, mit der wir am Freitag den Weg zum Grab geteilt hatten,
eine, die zunächst unsicher war, ob und wie wir gehen, ob es für die Familie stimmig sei, wie sie das mit der Klasse besprechen solle, und wie wir überhaupt weitermachen könnten, jetzt, wo der Tod so nah in unsere Räume eingedrungen sei,
eine, mit der ich die Woche über viel gesprochen hatte und die sich am Freitag, als alle auseinandergingen, bedankte, weil sie sich durch mich ermutigt gefühlt hatte sich dem allen zu öffnen, und wie gut und richtig dies letztlich gewesen sei,
diese Kollegin also bittet mich heute im Lehrerzimmer um meinen Laptop. Sie wolle probieren, wie sie mit der kleinen Tastatur zurechtkomme. Weil sie überlege, ob so ein kleines Gerät auch etwas für sie sei.
Ich öffne ihr ein Fenster, damit sie sich im Schreiben ausprobieren kann.

Gerade finde ich ihre Datei. Ich lese:
Die Sonne scheint heute nur für Dich.
Und dann schreibt sie noch vom Laufen und Sich-Entscheiden, vom Wechseln der Richtung und den Orten, die wiederum dann ihre Spur ändern. Zeilen voller Rätsel. Und zum Weiterspüren.

Vielleicht war die Laptop-Leihe ja nur ein Vorwand, wer weiß. Aber das ist egal. Denn dort steht:
Die Sonne scheint heute nur für Dich.

(Danke, liebe C. Wenn Du wüsstest, wie sehr ich diesen Satz heute brauchte.)

 

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