Bergreisenotizen

Wenn ich den ganzen Tag Zug fahren darf, bin ich ganz vorfreudig und aufgeregt.
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Wir sitzen in Wagen 259. Das ist 7 mal 37. Sooo schön – mein Herz hüpft.
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K1 und ich daddeln beide auf unseren Tatschfohns rum. Geben uns den Anschein eines total unkommunikativen Mutter-Sohn-Paares. Dabei diskutierten wir eben noch, ob man den Südpolsatz einfach so im Beweis verwenden dürfe. Und weitere Absonderlichthemen.
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„Wenn das Herz denken könnte, stünde es still.“ Gelesen.
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Wer bin ich, wenn ich alle Gewänder und alle Etiketten ablege?
Was meine Lektüre so an Fragen aufwirft.
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Umsteigen in München. Unbeirrt von geographischen Realitäten singt es in mir „Jetzt fahr’n wir über’n See, über’n See, jetzt fahr’n wir über’n …“
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Berge in Sicht, italienische Zugansagen, Sonne vor dem Fenster.
Der helle Süden jubiliert in mir.
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Brennero. I carabinieri tragen Pistole und telefonino. Zum Glück benutzen sie nur letzteres. Solange steht der Zug.
Ich bin solange der Zug auf nem Bahnhof steht, darfste nicht aufs Klo Jahre alt.
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Hoch über uns die Brennerautobahn. Ich suche mit den Augen nach dem Go-Trabi-Go-Huckepack-Gefährt.
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Ende der Zugfahrt in Bolzano. Über dem Bahnhofsdach winken uns die zart alpenglühenden Berge zu.
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Das Auto schraubt sich in die Höhe. Seine Dachbox singt ein Lied in Quarten. Nicht ganz sauber. Muss mal wieder gestimmt werden.
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Seekrank, da tippend während Serpentinenfahrt.
Hatte das Jetzt-fahr’n-wir-über’n-See-Lied doch Recht.
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Angekommen. Nach weniger als 12 Stunden Fahrt.
Francesca umarmen. „Siete arrivati a casa.“
Si:)
Prosecco&Essen&Rotwein.
Und jetzt Bett.


6 Kommentare

  1. Schön, ihr seid gut angekommen und wurdet herzlichst empfangen, ich freue mich mit, einfach so! Und ein bisschen wäre ich jetzt auch gerne hinter den Alpen, hier ist nämlich in der Nacht wieder Schnee gefallen, grmpff…
    Du weckst so einige Erinnerungen und ich lache über diesen Satz: Ich bin solange der Zug auf nem Bahnhof steht, darfste nicht aufs Klo Jahre alt.
    Ja, und wer wäre ich, wenn ich einmal alles ablegen könnte, das ist eine Frage!
    Liebe Frau Rebis, ich wünsche eine zauberhafte Zeit, geniesst den Rotwein, die Spaghettis und all die leckeren Käse(s)- ich kenne keine bessere Küche, als die italienische…
    Herzensgrüsse für dich
    Ulli

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    1. Liebe Ulli,
      hier hat es heute geschneit und schneit noch – für uns ist es eigentlich gar nicht grmpff:) Hat doch der Tag eine Schneegestöberwanderung geschenkt. Wenn auch mit dem Beiklang vergangenen(?) Schmerzes, diese Schritte wollen auch gegangen werden. Da hat sich am ersten hiesigen Tag vieles entladen … und entlädt sich noch. Ich werde zu lauschen haben.
      Und ja, die hiesige Küche, hach, ein Reisegrund für sich. Es ist gut hier zu sein. Ich hoffe, dass die Woche manches löst. Oder zu lösen beginnt.
      Herzensgrüße zu Dir zurück in Deine Aufbruchschritte
      Frau Rebis

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    1. Ja, das Vertraute tut gut. Einerseits. Diesmal ist es für mich aber auch mit Schmerzhaftem getränkt. Weil hier schon so viel geschehen ist …
      Ja, gerade heute hat es geschneit. Wir sind hier schon öfter angereist und haben Schnee im Gepäck gehabt:)
      Ich werde versuchen, in die Ruhe (zurück)zufinden …

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