Lange war ich nicht auf meinen eigenen Füßen unterwegs. Jedenfalls nicht eine so weite Strecke, nicht so lange, nicht mit so viel Ruhe. Eher wähle ich ja das Fahrrad, um mich ins Unterwegssein zu begeben, selbst die Kinder haben diesen Impuls schon verinnerlicht, können wir nicht eine Radtour machen? Nein, diesmal nicht, ich wollte mal wieder laufen, oder wandern, wie immer man es nennt, wünschte es mir sehnlichst. Und die Kinder mussten mit, manchmal haben Kinder eben keine Wahl:)
Es war großartig, es war mehr als das, es war wie ein Bad im ureigenen Element. Ein paar raschelnde Goldblätter unter den Füßen drängen alles Gedankenknirschen mit einem Schlag in die Unbedeutsamkeitsecke. Weg und Blick über die hügelige Welt mit ihrem Auf und Ab legen eine So-ist-das-Leben-Metapher nahe und machen sie mit jedem Schritt, mag er auch seufzend und keuchend sein, überflüssiger. Das schräg durch die kahlen Bäume strömende Licht schiebt sich auch in dunklere Gemütsecken und zeigt einfach: Da bin ich. Da bist Du ja, sage ich.
Zwar murrt der Sohn gelegentlich, dass es ihm zu langsam sei, und warum wir denn an jeder Ecke stehen blieben, schließlich wolle er nicht erst im Dunkeln heimkehren, er müsse heute noch so viel machen. Für ihn ist also das Ziel das Ziel, naja, er ist fünfzehn und folglich in den Fußstapfen der Ungeduld unterwegs, mit fünfzehn waren Waldwanderungen auch nicht mein Lieblingszeitvertreib, ich gestehe es. Auf dem Rückweg lassen wir ihn vorausgehen, er möchte schneller zu Hause sein. Ich sorge mich nur, er so allein den weiten Weg durch den Wald. „Mama, ich bin fünfzehn! FÜNF!ZEHN! Fünf sechstel auf dem Weg zur Volljährigkeit hab ich überlebt, da werd ich wohl diesen Waldweg schaffen …“
Wo er Recht hat. Loslassen ist schwer. Sie werden so schnell groß.
Die Tochter dagegen genießt den Weg sichtlich, bei aller Erschöpfung zum Ende hin. Sie singt, vor allem auf den letzten Kilometern, unterbrochen von kurzen Ich-kann-nicht-mehr-Rufen. Doch dann singt sie wieder, Lieder vom Glücklichsein, Lebensfreude pur, sich verschenkend an die ganze Welt. Es steckt an. Meine Füße tun schon gar nicht mehr weh.
Auch wenn sich das alles kaum in Bildern wiedergeben lässt, habe ich ein paar mitgebracht.
Von uns
auf dem farbigen Weg
mit durchscheinendem Licht
und immer einem Stück Himmel zwischen all dem Goldgelb.
Kaum zu glauben, wie sich der blaue Himmel in der Ferne in Nebel verwandelt
und wie Nebel mit leuchtenden Farben in friedlicher Nachbarschaft leben kann.
Die kleinen Dinge am Wegesrand
und die nicht ganz so kleinen (mit Gruß: extra für Herrn Irgendlink:))
hinterlassen – wie jedes Unterwegssein – Spuren,
machen innerlich weit
und verwandeln alles in warme leuchtende Farben. Sattsehen kann ich mich nicht.
(Deswegen: Der Wanderrucksack blieb gepackt und steht jetzt hier an der Tür. Die Ferien haben ja noch ein paar Tage.)
Und doch hast Du den Tag mit wirklich sehr schönen Bildern hier gezeigt — und die Stimmung auch.
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Das konnte ich beim Losschreiben heute Morgen ja noch nicht ahnen, was alles so auf der Kamera ist ;-)
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Das freut mich, dass ihr so einen schönen Tag hattet. Und die Hochsitze – grandios!
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Hach, schön das! Ich freu mich mit euch mit.
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Fantastische Herbststimmungen: danke fuer’s Zeigen!
LG,
Pit
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Eine singende Tochter, ein kluger Sohn, der dich erinnert WIE gross er nun schon ist und du teilst alle die Freude und schönen Sichten mit uns, danke- ich schwelge noch ein bisschen weiter in deinen Bildern.
Herzliche Grüsse
Ulli
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Mittlerweile hat es sich zugeherbstnebelt, es ist fast unwirklich, die Bilder anzuschauen und sich zu erinnern, dass es keine Woche her ist.
Lass uns diese Farben wie Frederick mitnehmen in den Winter …
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ja unbedingt, hier liegt jetzt nämlich Schnee, es war am Dienstag noch Wandertag und sitzen auf der Erde … kleiner Seufzer und dir eine gute Woche gewünscht …
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